Jürgen  Beineke
 

Homepage eines zornigen Bürgers


Janusz-Korczak-Gesamtschule Castrop-Rauxel: »Wer hat hier gepennt?« _ Update 2

»Gottes Mühlen mahlen langsam«, die der Schulpolitik in Castrop-Rauxel mahlen noch langsamer.


2. Mai 2020, zuletzt aktualisiert am 25. Juni 2020. Siehe letzter Absatz.

 

Eingangsbemerkung:

Diese Dokumentation erfolgt anlässlich eines lokalen Zeitungsartikels von Marcel Witte in der Ausgabe 'Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel', 10.05.2019, Seite 15: Gesamtschule für den Norden? 

Der Autor: »CASTROP-RAUXEL. Es klingt paradox: Im vergangenen Jahr lief die Janusz-Korczak-Gesamtschule in Ickern aus. Nur ein Jahr später wird aber wieder eine weiterführende Schule benötigt. Die Tendenz ist klar.«

»Die Zahlen zeigen, dass knapp 60 Prozent der Castrop-Rauxeler Schüler an weiterführenden Schulen nicht auf ein Gymnasium gehen. Doch eine neue Schule muss her, um den Bedarf zu decken. Die Tendenz geht daher zu einer neuen Gesamtschule im Castrop-Rauxeler Norden. Denn bereits jetzt zieht es einige Schüler an weiterführende Schulen in anderen Städten. „Der Norden ist in Sachen Schulangebote unterversorgt“, stellt die Ausschussvorsitzende Katrin Lasser-Moryson fest. In Zahlen ausgedrückt: Im vergangenen Jahr starteten 98 Castrop-Rauxeler Schüler auf einer weiterführenden Schule außerhalb des Stadtgebiets - beispielsweise in Waltrop oder Recklinghausen. Überwiegend kamen diese Schüler aus dem Norden der Stadt und gingen auf eine Gesamtschule. „Die Krux dabei ist: Wir hatten in Ickern mit der JKG sogar bis zum vergangenen Jahr noch eine Gesamtschule“, sagt Katrin Lasser-Moryson.«

Es klingt nicht nur paradox, vielmehr ist es paradox und nicht nur das – es ist eigentlich ein Skandal.

Siehe auch: 

· Castrop-Rauxel: »Wer hat hier gepennt?«

· Janusz-Korczak-Gesamtschule Castrop-Rauxel: »Wer hat hier gepennt?« _ Update

 …

Mittlerweile sind wir im April 2020 angekommen und noch im November 2019 hatte Dezernentin Regina Kleff bedauert: Am Ziel eines angemessenen schulischen Angebots hält die Stadtverwaltung unabhängig von der Verschiebung des Termins vom kommenden Schuljahr 2020/21 auf das nächste Jahr 2021/22 für den Norden der Stadt fest. „Die Eltern haben deutlich gemacht, dass sie sich eine Gesamtschule im Norden wünschen.“ 

Dann, unter dem 23. April 2020 die Mitteilung in den Ruhr Nachrichten: 

»Zwei Elternbefragungen, zwei Jahre Planung – nun steht wohl fest: Castrop-Rauxel bekommt eine zweite Gesamtschule. Wenn es nach Plan läuft, startet sie 2021. Auf Kosten einer anderen Schule.«

Wieder einmal! 



Wir erinnern uns: 2012 musste die Ickerner Gesamtschule für die neuzugründende Sekundarschule weichen. Heute muss die Sekundarschule Süd zugunsten einer erneuten Gründung eben dieser Ickerner Janusz-Korczak-Gesamtschule weichen. – Gründlicher kann man sich nicht blamieren! Eine Sekundarschule Nord ließ sich zuvor nur als Dependance der Sekundarschule Süd einrichten und musste schließlich geschlossen werden. 2018 starteten dagegen 98 Castrop-Rauxeler Schüler auf einer weiterführenden Schule außerhalb des Stadtgebiets, beispielsweise in Waltrop oder Recklinghausen. 

Das veranlasste mich noch am selben Tag zu nachfolgen Leserbrief an die Ruhr Nachrichten:

Alles Schnee von gestern

Na bravo, dann ist Castrop-Rauxels Schullandschaft schlechter als vor 2012 ausgestattet, als es im Norden von CAS-Norden, in Ickern nämlich, noch zwei weiterführende Schulen gab, nämlich eben diese Janusz-Korczak-Gesamtschule und die Hauptschule. Hauptschule (Franz-Hillebrand-Hauptschule: Schließung Sommer 2018) und Gesamtschule waren nämlich dem Schulexperiment Sekundarschule geopfert worden.

Die Verwaltung und eine Mehrheit von einer Stimme der Koalition von SPD und Grünen im Rat wollten um jeden Preis eine Sekundarschule Nord und eine Sekundarschule Süd gründen. Im Norden sollten gleichzeitig Hauptschule, Realschule und Gesamtschule verschwinden.

Die Auflösung der Franz-Hillebrand-Hauptschule wurde zum Schuljahr 2013/14, die Auflösung der Janusz-Korczak-Gesamtschule zum Schuljahr 2013/14 projektiert.

Unter den Augen Hunderter demonstrierender Eltern, Lehrer und Schüler vornehmlich der Fridtjof-Nansen-Realschule (FNR) hat der Rat am 5. Juli 2012 mit einer knappen Mehrheit von 22 gegen 20 Stimmen bei einer Enthaltung einen Grundsatzbeschluss zur Errichtung zweier Sekundarschulen gefasst. – Alles Schnee von gestern.

Paradox: Diejenigen, die die Schulentwicklung seit 2012 in den Sand gesetzt haben, wollen heute deren Retter sein.


Die querulatorischen Spielchen Castrop-Rauxels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 

Die neue Gesamtschule kommt. Das ist zumindest sehr wahrscheinlich, weil sich große Teile der Politik, die Stadtverwaltung und Bezirksregierung einig sind. Die entscheidende Ratssitzung ist für den 30. April 2020 geplant. 

Und was tun Castrop-Rauxels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN? Sie fühlen sich offensichtlich ihrer Position aus dem Jahre 2012 verpflichtet. Sosehr sie sich damals einsetzten, die Janusz-Korczak-Gesamtschule zugunsten ihrer sakrosankten Sekundarschule zu Grabe zu tragen, so sehr fühlen sie sich der von der Realität längst abgestraften Position heute weiterverpflichtet. Borniert halten sie an ihrer damaligen Fehlentscheidung fest, und von längerem gemeinsamem Lernen und inklusiver Beschulung hört man in dieser Stadt überhaupt nichts mehr. 

Sie behaupten kess: „Aus unserer Sicht entstehen durch Verzicht auf die Sekundarschule Defizite im Schulsystem“, so der langjährige Fraktionsvorsitzende Dr. Wagener, der auch die Schulschließung-sorgie dieser Stadt seit 2012 mitzuverantworten hat, auch den Schließungsbeschuss für die Janusz-Korczak-Gesamtschule. Völlig daneben die Begründung: „Die Sekundarschule hat sich mit ihrer schülerzentrierten Arbeitsweise in der Schullandschaft etabliert.“ 

Castrop-Rauxels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sollten wenigstens zur Kenntnis nehmen: Im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Landesregierung vom 16.06.2017 mit 125 Seiten wird der Begriff „Sekundarschule“ sage und schreibe ein einziges Mal verwendet! 

Wenn man nicht grundsätzlich an »eine Schule für alle“ denkt, reicht es für den Sekundarstufenbereich aus, wenn Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe plus Gymnasium vorgehalten werden.

Der Kalauer von der „schülerzentrierten Arbeitsweise“ der Sekundarschule hat mich erneut zur Abfassung eines weiteren Leserbriefes an die Ruhr Nachrichten veranlasst: 

Nichts als Rumgeeiere

Die Grünen treten auf der Stelle, machen 2020 da weiter, wo sie bereits 2012 standen: Nämlich beim Rumgeeiere. Entsprechend fadenscheinig ist ihre Begründung: „Die Sekundarschule hat sich mit ihrer schülerzentrierten Arbeitsweise in der Schullandschaft etabliert.“

Wenn „schülerzentrierte Arbeitsweise“ das Kennzeichen und Unterscheidungsmerkmal gegenüber den anderen Schulformen ist, dann wird es höchste Zeit, dass diese die „schülerzentrierte Arbeitsweise“ ebenfalls einführen, dafür braucht es keine Spezialschulen. Und ich behaupte, jede Lehrperson an jeder „anderen Schule“ nimmt für sich in Anspruch, schülerzentriert zu arbeiten – was denn sonst.

Die Schulausschuss-Vorsitzende und SPD-Ratsfrau Katrin Lasser-Moryson betont: „Wichtig ist nun auch, klar zu sagen, dass es aus heutiger Sicht ein Fehler war, die Schule auslaufen zu lassen.“ Dem sollten sich die Grünen als Koalitionspartner von 2012 anschließen, allerdings mit der Korrektur, dass es auch aus Sicht von 2012 ein Fehler war, nicht erst aus „heutiger Sicht“.

Die Schülerprognosen von 2012 waren damals schon fragwürdig, wurden aber von SPD, Grünen, und – nicht zu vergessen – von der damaligen (Schul)Dezernentin in Form des Schulentwicklungsplanes 2010 wie eine sakrosankte Monstranz vor sich hergetragen.

...

Während der Castrop-Rauxeler Ratssitzung am 30. April 2020 – wg. der Corona-Schutzmaßnahmen erstmals nur in halber Besetzung – wurde einstimmig beschlossen: Die zweite Gesamtschule kann kommen, die Sekundarschule wird auslaufen. Wirksam wird das Ganze zum Schuljahr 2021/2022.

 

Bündnis 90/Die Grünen scheiterten zuvor noch mit einem Antrag, die Sekundarschule aus dem Plan herauszunehmen und zu erhalten. Dem hatte die Bezirksregierung eine Absage erteilt. In Ickern kann also eine Gesamtschule neu entstehen.

 

Im Juli 2018 erst war die Janusz-Korczak-Gesamtschule in Ickern endgültig geschlossen worden.

...


Aktualisiert am 22. Juni 2020
Die lokalen Ruhr Nachrichten informieren:

Grünes Licht für die neue Gesamtschule in den Aapwiesen: Der Betriebsausschuss 2 hat mit breiter Mehrheit zugestimmt, dass die Castrop-Rauxeler Schule am 1. August 2021 an den Start gehen soll, nach mehr als acht Jahren heftiger Diskussion der Parteien.

Die Janusz-Korczak-Gesamtschule an der Waldenburger Straße wird vierzügig (vier 5. Klassen), nachdem sie gemäß Schließungsbeschluss vom 5. Juli 2012 2018 entgegen dem tatsächlichen Bedarf endgültig geschlossen wurde.

Die auslaufende Schließung der Sekundarschule Süd zu Beginn des Schuljahres 2020/21 ist eine weitere Korrektur verfehlter Schulpolitik vorausgegangener Jahre.

...

 

Update per 1. Dezember 2020
Neue »Gesamtschule Ickern« startet 2021 mit bis zu 100 Fünftklässlern

Die neue »Gesamtschule Ickern« an der Waldenburger Straße 130 nimmt Formen an. Die Stadt lädt Interessierte jetzt dazu ein, am Schulkonzept mitzuwirken, damit bis zu 100 neue Fünftklässler hier ab dem Schuljahr 2021/2022 eine erfolgreiche Schulzeit verbringen können«, das teilte uns am 01.12.2020 die Lokalredaktion der Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel mit.

Dabei war die Janusz-Korczak-Gesamtschule in Ickern erst im Juli 2018 endgültig geschlossen worden – vorläufig endgültig, wie wir jetzt sehen.

»Gesamtschule Ickern«. So soll die neue weiterführende Schule im Gebäude der ehemaligen Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG) an der Waldenburger Straße 130 vorläufig (?) heißen. – Ein Denkmal der Blamage für die Parteien von SPD und Grünen im Rat der Stadt Castrop-Rauxel.

 


...


Bitte besuche diese Seite bald wieder. Vielen Dank für dein Interesse!

Zum Blog

Sitemap